
Die über 200 jährige Geschichte des Traditionshauses Lutter & Wegner
Das Traditionshaus Lutter & Wegner wurde vor über 200 Jahren, 1811 am Gendarmenmarkt gegründet. Nach einer Unterbrechung der Geschäftstätigkeit nach Ende des 2. Weltkrieges von rund 40 Jahren bis zum Ende der DDR, residiert das Lutter & Wegner Stammhaus seit 1997 wieder an seinem ursprünglichen Platz im historischen Herzen Berlins am Gendarmenmarkt.
1811 – 1830
Die Anfänge
Das Bürgerhaus an der Charlottenstraße 49 wurde um 1780 vom Architekten Carl von Gontard errichtet. 1806/07 zog hier der Weinhändler Christian Sigismund Trenck ein und eröffnete seine Weinhandlung. Die Kaufleute Christoph Lutter und August Friedrich Wegner pachteten 1811 das Lokal im Erdgeschoss, das rasch erfolgreich wurde. 1818 konnten die Herren Lutter und Wegner das Restaurant schließlich selbst käuflich erwerben und betrieben es nunmehr unter ihrem gemeinsamen Namen Lutter & Wegner. Christoph Lutter wurde ab 1827 Alleineigentümer. Das Lokal besaß ein einladendes säulengeschmücktes Portal sowie mehrere Gasträume auf verschiedenen Ebenen im Erdgeschoss, Obergeschoss sowie in den Kellergewölben.
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1825 – 1835
Im Souterrain mit separatem Eingang befand sich der 1835 eingerichtete Weinkeller, der bald einen hervorragenden Ruf genoss. In diesem Keller lagerten nicht nur beste Schaumweine und kostbare Rot- und Weißweine aus bekannten Anbaugebieten in zahllosen Weinfässern und Flaschen. Überdies diente der Keller als Versandstätte von Weinen und kulinarischen Präsenten. Die daneben befindlichen Gasträume im Weinkeller waren auch bald schon Stammlokal des Schriftstellers und Kammergerichtsraths E.T.A. Hoffmann und seiner Serapions Brüder. Als spätere Kulisse für Jacques Offenbachs Oper „Hoffmanns Erzählungen“ ist dieser Ort in die deutsche Kulturgeschichte eingegangen.
Ein weiterer Stammgast war der Hofschauspieler Ludwig Devrient. Der Geschichte zufolge kam er 1825 eines Abends nach der Aufführung Heinrich IV. mit seinem Schauspieler-Gefolge in das Weinlokal von Lutter & Wegner. Dort soll er zu einem Kellner: „Bring er mir Sack, Schurke!“ gerufen haben. Der Kellner konnte jedoch mit dieser Bestellung recht wenig anfangen. Devrient bezog sich vermutlich auf den Shakespear’schen Begriff für Sherry, Sack [saek]. Der Kellner brachte ihm vorsichtshalber einen Schaumwein, den Devrient dort immer gern trank. Die Stammgäste taten es ihm gleich und übernahmen daraufhin die Bezeichnung für moussierenden Wein. Der Begriff ‚Sekt’ in seiner heutigen Bedeutung war geboren.
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1840er | 1850er
Im Laufe der Zeit gesellten sich weitere namhafte Gäste hinzu. So verkehrte Otto von Bismarck regelmäßig im Lutter & Wegner, ebenso wie Prinz Friedrich Wilhelm von Preußen. Auf Grund der hohen Qualität der Produkte und der besonderen Verdienste als Gastronomen und Weinhändler ernannte Kaiser Wilhelm I. 1851 Lutter & Wegner zum Königlichen Hoflieferant der Preußischen Krone.
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1900 bis hin zur Nachkriegszeit des Ersten Weltkrieges
Der Erste Weltkrieg und die Nachkriegszeit hatten keine großen Geschäftseinbußen zur Folge. In den 1920er Jahren wurde das Lokal schließlich ein regelrechter Treffpunkt von Dichtern und Künstlern. Nach den Filmpremieren kamen Regisseure und Schauspieler aus den Kinos der Stadt, von den Theatern und Cabarets die großen Bühnen-Stars dieser Jahre. Das Gästebuch verzeichnete beispielsweise Josephine Baker, Marlene Dietrich, die Tiller Girls, Claire Waldoff und Friedrich Holländer als berühmte Namen dieser Zeit.
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1930er und der Zweite Weltkrieg
Nach glanzvollen Zeiten konnte das Haus Lutter & Wegner jedoch den Zweiten Weltkrieg und die Bombenzerstörungen auf Berlin nicht überleben. Das Haus erlitt 1944 direkte Bomben-Treffer und wurde komplett zerstört. Die verbliebenen Ruinen-Reste von Lutter & Wegner wurden nach der Zerstörung 1947 notdürftig wieder geöffnet. Die Weinstube im Kellergewölbe war nach 1945 noch in Betrieb, musste diesen jedoch bald einstellen. Die Berliner hatten nun kaum Geld oder Zeit für Restaurantbesuche. Ein geplanter Wiederaufbau des zerstörten Hauses erfolgte nicht, sodass der Name Lutter & Wegner bald aus dem Stadtbild verschwand.
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DDR bis zur Nachwendezeit
Die Ruinen des Hauses mitsamt seinem historischen Keller wurden bei der Wiederherstellung des früheren Gendarmenmarktes ab 1975, der nun Platz der Akademie hieß, komplett abgerissen. Nach der Wende wurde das Areal des Hauses Charlottenstraße 49 Anfang der 1990er Jahre von einem Privatinvestor erworben, der hier ein Luxushotel errichten ließ. Bei Bauarbeiten und Fundamentvorbereitungen stießen Archäologen 1993 im Keller des Hauses auf ein umgestürztes Regal. Durch den Brand geschädigtes silbernes Tafelgeschirr, Gläser und Bestecke konnten geborgen werden. Teile davon werden heute im Neuen Museum von Berlin ausgestellt. Eine weitere kleine Schauvitrine in der Weinhandlung des heutigen Lutter & Wegner zeigt ebenfalls historische Ausgrabungsfundstücke aus dieser Zeit.
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1997 Die Neugründung des Lutter & Wegner am Gendarmenmarkt
Die aus dem Stadtbild von Berlin verschwundene Traditionsmarke Lutter & Wegner sollte wiederbelebt werden. Für dieses persönliche Vorhaben interessierte sich Anfang der Neunziger Jahre ein junger Mann. Josef Laggner, der zuvor mit einem Berufskollegen bereits im alten Westteil Berlins in der Charlottenburger Schlüterstraße eine heruntergekommene Kneipe unter dem Namen Lutter & Wegner wiederbelebt hatte, reizte dieser Gedanke sehr. Durch seine Initiative war schon bald ein passender neuer Standort in der Charlottenstraße 56, Ecke Taubenstraße gefunden, nur wenige Meter vom einstigen historischen Lutter & Wegner entfernt. Das Gebäude erwies sich schnell als eine perfekte neue Adresse, um an die Tradition der historischen Marke anzuknüpfen und ihr zu neuem Leben und Glanz zu verhelfen. Nach Komplettumbau der ehemaligen Handelsstätte Friedrichstadt aus dem Jahre 1906, in dessen Vorgängerbau einst E.T.A. Hoffmann von 1815 bis zu seinem Tod 1822 wohnte und wirkte, findet sich heute der ideale Platz für Gastronomie und gleichzeitig die historische Verbindung zur Vergangenheit. Mit seiner unmittelbaren Nähe zum benachbarten heutigen Konzerthaus am Gendarmenmarkt, (das frühere Schauspielhaus), lebt auch die Geschichte des Ortes und seiner früheren Jahre und Ereignisse weiter.
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Das Lutter & Wegner heute
Bis heute hat sich der legendäre gute Ruf des Traditionsweinhauses Lutter & Wegner gehalten. Der Tradition verpflichtet bietet das Stammhaus auch heute mit seinem Restaurant, der Weinhandlung und Weinstube einen Ort mit besonderem Ambiente. E.T.A. Hoffmann zu Ehren, der im selbigen Haus einst lebte, wirkte und seine berühmten Erzählungen schrieb, hat das Lutter & Wegner eine weitere Räumlichkeit nach dem großen Romancier und Kammergerichtsrat benannt und mit Kunstwerken zu den Erzählungen ausgestattet.
Das 1997 wieder eröffnete Lokal bietet heute Platz für bis zu 220 Personen in seinen 4 separaten Räumlichkeiten sowie für rund 150 Personen auf seiner umlaufenden Außenterrasse mit bestem Blick auf den Deutschen Dom. Den Gästen wird auch heute wieder eine Auswahl von mehr als 700 hochwertigen Weinen von der bestens sortierten Weinkarte bei gehobener gutbürgerlicher Küche geboten. Auch Raritäten und nicht mehr erhältliche Jahrgänge finden sich in den Regalen der Schatzkammer. Daneben offeriert die separate Weinhandlung des Hauses ein großes Angebot an Weinen im Außer Haus Verkauf.
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Das Lutter & Wegner überall
Im Laufe der Jahre wurden zahlreiche weitere Dependancen von Lutter & Wegner im Berliner Stadtbild eröffnet und damit wieder an die früheren Jahre angeknüpft, in denen sich ebenfalls zahlreiche Tochter-Lokale in Berlin befanden. So gab es Lutter & Wegner auch viele Jahre lang am Potsdamer Platz oder in weiteren Städten Deutschlands, wie etwa München oder Hamburg. Aktuell finden sich Lutter & Wegner Dependancen in Berlin: in der historischen Alten Fischerhütte am Schlachtensee, in der Remise von Schloss Glienicke an der Glienicker Brücke sowie im Luxuskaufhaus KaDeWe. Darüber hinaus können Gäste Lutter & Wegner Restaurants auch im Seebad Heringsdorf auf der Ostseeinsel Usedom sowie im österreichischen Bad Gastein im Hotel der Villa Solitude besuchen. Weitere Eröffnungen befinden sich in Vorbereitung und Planung.
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Lutter & Wegner Sekt
Der Sekt, der Sekt den Namen gab
Die einstige Berliner Privat-Sektkellerei sowie der Markenname Lutter & Wegner wurden nach dem Zweiten Weltkrieg vom Großkonzern der Oetker Gruppe erworben. Die Sektkellerei Henkell & Co. in Wiesbaden produziert seither bis heute den bekannten Sekt ‚Lutter & Wegner Gendarmenmarkt’ und vertreibt die Handelsmarke. Eine Sonderabfüllung von Lutter & Wegner Riesling Sekt in Premium Qualität wird eigens für die Gastronomien von Lutter & Wegner produziert und ist nur dort für Restaurantgäste erhältlich.